Ende September stand es schlecht um den deutschen Wald. Oder genauer gesagt, um den letzten Teil eines ehemals großen Waldes, nämlich den Hambacher Forst. Dank eines Eilantrags vom BUND wurde die Rodung gestoppt. Vorerst, bis ein endgültiges Urteil gefällt werden würde – welch sinniges Wortspiel in diesem Zusammenhang.
Durch die Debatte um den Hambacher Forst ist der Hasbruch wieder in mein Bewusstsein gerückt. Und das ist gut so. Denn eine Diskussion um den Erhalt eines Waldes zu führen, verkommt für eine Pflastertreterin, wie mich, schnell zur Theorie. Ein Grund mehr also, diesem altehrwürdigen, geschützten Wald einen Besuch abzustatten.
Die Sonnenstrahlen in den letzten Tagen haben sowieso dazu eingeladen, eine Radtour zu machen. Schröder war schnell gesattelt und dann ging es auch schon los. Der Weg führte von Bremen über Delmenhorst nach Ganderkeese und von dort zum Hasbruch.
Naturdenkmäler im Hasbruch
Der Hasbruch ist ein 627 Hektar großes Naturschutzgebiet im Landkreis Oldenburg. Dort befinden sich einige Naturdenkmäler, die ihresgleichen suchen. Mehrere tausendjährige Eichen finden sich dort. Die Amalieneiche wurde 1.250 Jahre alt, bevor sie 1982 stürzte. Die Friederikeneiche mit ihren 1.200 Jahren steht in einem umzäunten Areal und kann noch heute in ihrer Pracht bewundert werden.
Dass der Hasbruch mit seinen alten Eichen erhalten blieb, ist engagierten und umweltbewussten Naturschützern zu verdanken. Denn 1964 sollte die A28 mitten durch diesen erhabenen Wald geführt werden. Daraufhin gründete sich eine Bürgerinitiative, die das verhinderte. Hm, das kommt mir doch irgendwie bekannt vor …
Seit 1997 steht der Hasbruch unter Naturschutz. Wie gut, dass sich damals Menschen für die Natur begeistert und für den Erhalt eingesetzt haben. Seither erkennen immer mehr Menschen den Wert der Natur und setzen sich für deren Erhalt ein. Darunter auch viele Blogger, wie mein Bremer Kollege Torsten Berg.
Wenn der Wald zum Symbol wird
In tbergs Beitrag über den Hambacher Forst wird Kritik daran geäußert, dass ein Wald für den Klimakiller Kohle fallen soll. Zumal es bei dem Streit um den Hambacher Forst letztendlich nur „um die Erfüllung wirtschaftlicher Interessen der RWE“ geht. Und damit geht es bei dem Hambacher Forst längst um ganz andere Themen. Dieses letzte Stückchen Wald ist zu einem Symbol für eine Politik geworden, die Einscheidungen gut heißt, die die Bürger schon lange nicht mehr mit einbezieht. Wie in Brokdorf, Wackersdorf oder Gorleben, oder, oder, oder … Beispiel finden sich dafür zuhauf.
Deshalb ist es umso erfreulicher, dass es Menschen gibt, denen es nicht egal ist, was mit unserem Planeten geschieht. Die sich engagieren. Wie 1964 für den Hasbruch. Sicher ist der Erhalt des Hasbruch nur deshalb gelungen, weil es Aktionen und Demonstrationen gab, auf die die Öffentlichkeit aufmerksam wurde. Die Wichtigkeit solcher Aktionen hebt der Beitrag von tberg ebenfalls hervor. Und darin stimme ich diesem absolut zu. Denn ohne Öffentlichkeit wird weiter im Stillen agiert und vollendete Tatsachen geschaffen werden.
Am 6. Oktober 2018 haben deshalb 50.000 Menschen ihren Unmut darüber kund getan, dass der Hambacher Forst gerodet werden soll. Wie nachhaltig dieser Protest letztendlich sein wird, wird sich in den nächsten Wochen zeigen. Ich verfolge weiterhin die Geschehnisse im und um den Hambacher Forst und hoffe inständig, dass Hambi bleibt! Weil
- kein Wald für wirtschaftliche Interessen gerodet werden darf
- es toll ist einen alten Wald quasi vor der Haustür zu haben
- sich der Aufenthalt im Wald positiv auf die Gesundheit auswirkt
- jeder Wald einzigartige, natürliche Ästhetik ist
- Wälder Heimat bedrohter Tierarten sind
- es toll ist, den Wald vor lauter Bäumen nicht zu sehen
- Blätter im Wald besonders harmonisch rascheln
Der Hambacher Forst ist mehr als 300 km entfernt. So schnell werde ich dort nicht hinfahren. Der Hasbruch ist innerhalb von zwei Stunden mit dem Fahrrad zu erreichen. Ein tolles Ziel, dass ich sicher demnächst wieder einmal besuchen werde. Egal, in welcher Jahreszeit. Wald ist bei jedem Wetter schön.
Einen tollen Herbst wünscht
Frau Inga
P.s.: Alle Bilder in diesem Beitrag sind im Hasbruch entstanden.
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