Als Kinder liebten wir es, im Sommer auf Omas Wiese Klee mit vier Blättern zu suchen. Obwohl laut Statistik jede hundertste Pflanze vier Blätter haben soll, kann ich mich nicht daran erinnern, viele davon gefunden zu haben. Fand aber eine von uns ein vierblättriges Kleeblatt, war deren Glück groß – der Neid der anderen aber auch. Und weil wir auch ein solches Glückssymbol in Händen halten wollten, suchten wir umso eifriger …
Ich lernte schon als Kind, dass es Symbole für Glück und Unglück gibt. Der Schornsteinfeger, dem man die Hand gab, bescherte einen glücklichen Tag. Fand man auf der Straße einen Pfennig, hatte man Schwein. Und um das zu bewahren, spuckte man noch schnell auf die Münze. Wenn Mutters Hand kribbelte, stand ein Lotteriegewinn ins Haus – zumindest hat der Glaube daran den Tag ein wenig heller erscheinen lassen. Zerbrach ein Teller, brachte das Glück. Zerbrach aber ein Spiegel, so standen sieben schlimme Jahre bevor. Kreuzte eine schwarze Katze von links den Weg, war das ein böses Omen. Ob es aber ein gutes Zeichen ist, wenn eine weiße Katze von rechts den Weg quert, habe ich nie in Erfahrung bringen können. Dass es aber ein ganz großes Glück ist, wenn eine schwarz-weiße Katze beschließt, das Leben mit einem Menschen zu teilen, weiß ich gewiss.
Das Glückssymbol buten und binnen
Die Kinderwelt verlor ihre Grenze und ich eroberte nach und nach die große weite Welt. Dort stehen andere Dinge Pate für Glück. In der indianischen Kultur gilt die Libelle als Symbol für Glück, Schnelligkeit und Reinheit sowie der Donnervogel als indirektes Glückszeichen, weil er vor Unglück und schlechtem Einfluss schützen soll.
In Schweden wird der Kranich als Glücksvogel bezeichnet, weil er den bevorstehenden Frühling ankündigt. Und in Japan wiederum wird dieser als Glückssymbol angesehen. Eine Legende besagt, dass demjenigen, der 1000 Kraniche aus Papier faltet, ein langes und glückliches Leben beschert wird. Auch Kois sollen dem japanischen Besitzer Glück und Wohlstand bringen.
In China winkt eine kleine Katze Glück herbei. Und der Drache ist als Vermittler zwischen Glück und Schicksal allgegenwärtig. Er ist sogar so präsent, dass er im Feng Shui einen festen Platz einnimmt und in Stadtplanung und Bebauung berücksichtig wird.
Galten Drachen bisher in der westlichen Mythologie als Ungeheuer, die Prinzessinnen raubten und deshalb von tapferen Rittern erdolcht werden mussten, so wissen wir spätestens seit Michael Endes „Unendlicher Geschichte“, dass Drachen auch hilfreiche Freunde sein können. Nämlich Fuchur, der Atreju und Bastian durch alle Abenteuer treu begleitete. Er ist es, der unerschütterlich an sein Glück glaubt und nie seinen Optimismus verliert, egal, wie brenzlig die Situation gerade sein mag.
Das Glück in Zahlen
Die Hand der Fatima wird in Nordafrika und dem Nahen Osten nicht nur als magisches Abwehrzeichen gegen den bösen Blick angesehen, sondern auch als Segen spendendes Sinnbild für Kraft und Glück.
In der Kabbala wird die Hamsa gerne mit dem hebräischen „Chai“, „Leben“ kombiniert. Dieses Wort besteht aus den Buchstaben Chet und Yod. In der Numerologie ergeben diese beide Buchstaben zusammen den Wert 18. Deshalb ist 18 die Zahl des Lebens und damit eine Glückszahl. Für ein besonders glückliches und langes Leben spenden Juden aus diesem Grund gerne Beträge, die durch 18 teilbar sind.
In China hingegen gilt die Zahl 8 als Glückszahl, weil das chinesische ba fast genauso klingt, wie fa, das sich in dem Begriff für Geld bekommen (facai) verbirgt.
Auch im Buddhismus spielt die Acht eine große Rolle. Acht Glücksattribute sind die Göttergaben für den Buddha, nachdem er die Erleuchtung erlangt hat. Eines davon ist das Rad des Schicksals, das den achtfachen Pfad zur Erleuchtung darstellt und mit Buddha selber assoziiert wird.
Und es mussten acht wirklich glückliche Menschen sein, die die Arche Noah besteigen durften. Denn sie „wurden in der Arche durch das Wasser der Sintflut hindurch gerettet.“ (1 Petr 3,20)
In Indonesien glaubt man wiederum, dass es Glück bringt, wenn ein Gecko sieben oder elf Mal ruft. Der Gecko wird aber auch sonst gerne als Glückssymbol zitiert. Dazu eine kleine Anekdote: Ein Gecko hatte es sich hinter dem Kopfteil meines Bettes bequem gemacht. In der Nacht, die nach einem Erdbeben folgte, rief dieser Gecko diverse Male in voller Lautstärke. Der Schreck der vorangegangenen Nacht saß mir noch in den Knochen, sodass ich mich durch den Geckoruf zu Tode erschreckte. Als ich dies am nächsten Morgen meinen balinesischen Freunden erzählte, lachten die nur und meinten, ich wäre vom Glück beseelt – andernfalls wäre ich ja sonst vor Schreck tatsächlich gestorben.
Außer dem Gecko muss mir damals wohl auch der Jupiter zur Seite gestanden haben. Der größte Planet in unserem Sonnensystem symbolisiert in der Astrologie Wachstum, Glück, Werte und Ideale und wird gemeinhin als Glücksplanet bezeichnet. Im Horoskop ist er in der Lage, negative Einflüsse anderer Planeten abzuschwächen. Steht der Jupiter günstig, lebt es sich leichter und entspannter. Kurz: Man fühlt sich glücklich.
Seine Energie bezieht er von der Sonne, gibt aber mehr als er nimmt. Dieses Prinzip festigt wohl die Behauptung, dass geteiltes Glück doppeltes Glück ist.
Die Farbe des Glücks
In der Astrologie wird dem Jupiter das Feuer zugeordnet und wen wundert’s da noch, dass dieser Planet auch rot ist. Tatsächlich ist die Farbe Rot in China eine Glücksfarbe. Deshalb tragen kleine Kinder dort meist rote Kleidung. Sie soll die Kleinen vor dem bösen Blick der Dämonen schützen.
Eva Heller hat in den 1980er Jahren eine Studie durchgeführt, bei der sie die Farbassoziation von 200 Gefühlen erforschte. Für Glück wurden Rot und Gold am häufigsten genannt.
Bei Gold fällt mir sofort Frau Holle ein, bei der die Goldmarie zu dienen hatte. Im Gegensatz zu ihrer Schwester, der Pechmarie, hatte diese Glück und kehrte mit Gold überschüttet nach Hause zurück. Und so wird Gold auch mit Geld gleichgesetzt; wer Geld hat, muss auch Glück haben. Dass diese Annahme nur bedingt der Wahrheit entspricht, ist ein alter Hut.
Auch die Sonne scheint golden vom Firmament. Ihre rotierende Kraft wird im Hinduismus durch die Swastika symbolisiert. Das Wort „Swastika“ kommt aus dem Sanskrit und bedeutet Glück, Heil und Segen. Sie gilt auch als Zeichen des elefantenköpfigen Gottes Ganesha. Diesen Glücksgott habe ich in Nepal als gnädige, freundliche Gottheit kennengelernt, die immer dann angerufen wird, wenn ein kleiner Wunsch erfüllt soll. Nicht zuletzt deshalb wird der Elefant mit gehobenem Rüssel in ganz Asien und Afrika als Glückssymbol angesehen.
Das Symbol der Swastika findet sich aber nicht nur im asiatischen Raum wieder, sondern ist auch in Ost-, Nord- und Mitteleuropa, Afrika, Amerika und dem Mittelmeerraum. Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts trat die Swastika vielfach als Glückssymbol in der westlichen Welt in Erscheinung. In der jüngeren deutschen Vergangenheit verkehrte sich die positive Bedeutung dieses Sinnbildes leider ins Gegenteil und wurde für Millionen von Menschen gleichbedeutend mit einer Schreckensherrschaft der Intoleranz, Verfolgung und Vernichtung. Deshalb hat dieses Jahrtausend alte Glückssymbol in unserer Kultur keinen Platz mehr.
Die ehemals als so groß empfundene Welt ist zusammengerückt und viel kleiner geworden. Auch die Glückssymbole kennen schon lange keine Grenzen mehr. Deshalb bleibe ich bei meinem Kindheitsritual und suche weiterhin Glücksklee. Und wer weiß, vielleicht habe ich ja eines Tages das große Glück, ein 57-blättriges Kleeblatt zu finden und damit den 2009 im Guinnessbuch der Rekorde aufgezeichneten Rekord zu übertreffen.
Einen glücklichen Tag wünscht
Frau Inga
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