Ich kenne viele Bücher, die mich berührt haben. Solche, die ich vor Spannung nicht mehr weglegen wollte, über die ich laut lachen musste, die mich zum Nachdenken angeregt haben. Aber kaum eines hat meinen Geist so still werden lassen, wie „Anils Geist“.
Auch dieses Buch konnte ich nur schwer aus der Hand legen. Ich wollte Anil im Auftrag einer Menschenrechtskommission begleiten und wollte wissen, was sie als nächstes über einen Toten herausfinden würde. Ich war gespannt darauf, welche forensischen Erkenntnisse sie mir mitteilen würde. Ihre Erinnerungen, Ängste und Wut habe ich geteilt und immer inständig gehofft, dass sie ihren Auftrag unbehelligt von den dunklen Mächten abschließen könnte. Trotz der Anteilnahme habe ich dieses Buch nicht mit dem Gefühl gelesen, es sei ein Krimi. Es war mehr, viel mehr.
An den Bürgerkrieg auf Sri Lanka in den achtziger Jahren habe ich nur Fragmente in Erinnerung. Und so war dieses Buch ein Ausflug in jene Zeit, die tiefe Spuren auf dieser schönen Insel hinterlassen hat. Tausende Menschen sind verschleppt und ermordet worden. An den Spuren, die die Leichen tragen, lassen sich die Foltermethoden ablesen. Leichen sind verstümmelt und verbrannt worden, um eine spätere Identifizierung zu vereiteln. Das ist alles so unvorstellbar brutal, dass keine Worte dieses beschreiben könnten. Und genauso präsentiert sich dieser Roman: übelste Gräueltaten in schlichten, einfachen Worten ohne ausschmückende Beschreibung.
Am Ende dieses Buches löst sich das Geheimnis um einen „deplatzierten“ Toten. Aber ein gutes Ende ist es deswegen noch lange nicht. Zurück bleibt ein Gefühl der demütigen Dankbarkeit in einem sicheren Land zu leben. Ich glaube, Anils Geist wird mich noch eine Zeit lang begleiten.
Besinnliche Nachdenklichkeit beim Lesen wünscht
Frau Inga
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Michael Ondaatje: Anils Geist
Verlagsangaben
dtv, 2001
336 Seiten
ISBN: 978-3423-12928-2
erschienen am 1. November 2001
Übersetzt von Melanie Walz
Ausgezeichnungen
- 2018: Golden Man Booker Prize
- 2015: Übersetzerpreis der Landeshauptstadt München
- 1995: Nelly-Sachs-Preis
- 1992: Booker Preis (Bester Roman)
Bildnachweis
Teeernte im Hintergrund des Titelbildes: GregMontani by pixabay
Buchcover: dtv
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