„Zimmer 23 ist frei. Da könnt ihr saubermachen.“
Und los geht’s: Betten machen, Staubwischen, Staubsaugen, Getränke auffüllen. Fertig. Die Kollegin hat währenddessen das Bad geputzt.
„Zimmer 16 ist abgereist.“
Weiter geht’s: Betten abziehen, frische Bettwäsche aufziehen, Schränke innen und außen abwischen, die Rückseite nicht vergessen, Tische und Stühle abwischen, Fenster putzen, Staubsaugen. Die Kollegin ist mit dem Bad schon fertig.
„Geht jetzt zu Zimmer 26.“
Also los. Nur keine Müdigkeit vorschützen. Immerhin begann der Tag schon zwei Stunden zuvor. Jetzt ist es gerade mal 8:30 Uhr.
„In Zimmer 25 hast du nicht richtig sauber gemacht.“ Dabei zeigt mir die Hausdame ihren ausgestreckten Zeigefinger. Darauf soll ich wohl Staub sehen. Ich folge ihr, sie zeigt auf eine Fußleiste, die hinter einem Schrank ist. Nichts gegen Gründlichkeit, aber muss das in diesem unfreundlichen Ton sein? Gibt es hier keinen Welpenschutz?
Kost und Logis inklusive
‚Du meine Güte,‘ denke ich, ‚wo bin ich hier bloß gelandet?‘ Ach ja richtig. Drei Wochen war es her, dass ich eine Stellenanzeige las. Ein Hotel auf Langeoog suchte für Housekeeping zum Saisonende noch eine Kraft für vier Wochen. Die Anzeige versprach ein eingespieltes Team und ein tolles Arbeitsklima bei guter Bezahlung.
‚Warum eigentlich nicht?‘, dachte ich damals. Immerhin hat das Leben zu viel zu bieten, um immer nur dasselbe zu machen. Die Koffer waren schnell gepackt und der Blumen- und Postkeeper organisiert. Und dann ging’s los. Am Bahnhof wartete der Ostfriesland-Express, der mich bequem bis Bensersiel brachte.
Mit einem netten Willkommen wurde mir ein Zimmer gezeigt, das für die nächsten Wochen mein Zuhause werden sollte. So ganz wollte sich dieses Gefühl aber weder auf den ersten noch auf den zweiten Blick einstellen. Die Möbel waren schäbig und abgenutzt, die einzige Sitzgelegenheit, ein Sofa, war fleckig. Der Fußboden nackt, das Bild an der Wand ausgeblichen und die einzige Beleuchtung war eine grelle Deckenlampe. Die nächsten vier Wochen musste ich dann wohl auf das Lesen vor dem Einschlafen wohl verzichten. Das wird schon gehen, denke ich. Einmal tief Luft holen und der Gedanke, dass es ja nicht für immer ist.
1 + 1 = 2 – aber nicht im Housekeeping
Arbeitsbeginn sollte am nächsten Tag um 6:30 Uhr sein. Wer vorher frühstücken wollte, konnte etwas in der Küche bekommen. Die eigentliche Frühstückspause sollte dann zwischen 7:30 und 10:30 Uhr sein. Wie sich gleich am ersten Tag herausstellte, fiel die unter den Tisch. Die Zimmer mussten fertig werden. War das erledigt, gab es Mittagessen. Nach dem Mittagessen wurden Aufenthalts- und Frühstücksräume gereinigt, Fenster und Lampen geputzt. Die Wäsche musste gefaltet und der Müll aus den Zimmern von Hand sortiert und in die dafür vorgesehen Tonnen getan werden. Wer hier Ekel empfindet, ist fehl am Platz. Aber dafür war auch keine Zeit, denn alles musste im Eiltempo erledigt werden. Zack, zack! Feierabend war dann um 15:30 Uhr und absolut wohlverdient.
Moment mal. Ich war neun Stunden am Arbeitsplatz und hatte eine halbe Stunde Mittagspause. Bleiben noch achteinhalb Stunden übrig. Warum bekomme ich dann nur acht Stunden bezahlt? Ganz einfach, theoretisch habe ich ja noch eine halbe Stunde Frühstückspause gemach. Ging nur nicht, weil die Zimmer fertig werden mussten. Kaum zu glauben, dass keine meiner Kolleginnen das bemerkt hat. Und ich hab’s auch erst am dritten Tag gemerkt.
Eigentlich hatte ich schon nach dem ersten Tag die Faxen dicke. Der rüde Umgangston ging mir mächtig auf den Wecker. Zunächst habe ich das Gespräch mit meinem Chef gesucht. Die Reaktion war ein müdes Schulterzucken und der Hinweis auf die Probezeit. ‚Kannst ja gehen, wenn dir das nicht passt.‘ Die Konsequenzen war schnell gezogen und die Alternative noch schneller gefunden: auf zum nächsten Abenteuer in einem Supermarkt. Was ich dort erlebt habe, lest ihr in dem Beitrag „Abenteuer Langeoog, Teil 2: Frau Inga als Kassiererin“.
Frau Inga
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